Seit dem Sommer 2015 wird das Thema Migration verstärkt und nicht nur in Deutschland kontrovers diskutiert. Dabei reicht das Spektrum von Äußerungen expliziter "Willkommenskultur" bis hin zu diversen, teils offen, teils versteckt artikulierten Ängsten vor den zu uns kommenden Menschen.
Die aktuelle Situation mit der Zuwanderung von mehr als einer Million Menschen nach Deutschland innerhalb eines Jahres bringt schlaglichtartig ins Bewusstsein, dass Migrationsbewegungen im globalen Maßstab das gesamte 19. und 20. Jahrhundert gekennzeichnet haben und dass sie – unter anderem ausgelöst durch die Folgen des Klimawandels und durch kriegerische Konflikte – aller Voraussicht nach auch die kommenden Jahrzehnte prägen werden.
In dieser Situation möchte die Vortragsreihe das Thema "Migration" in einen breiten historischen Kontext von der Urgeschichte bis zur Spätantike und vom Mittelalter bis zur Gegenwart stellen. Begriffe und Konzepte werden hinterfragt: wer genau "migriert", aus welchen Gründen und mit welchen Konsequenzen? In welchen Zeiträumen ereignen sich historische Migrationsbewegungen – und gibt es tatsächlich so etwas wie "Völkerwanderungen", bzw. hat es sie jemals gegeben? Die Perspektiven von Historikerinnen und Historiker und Archäologinnen und Archäologen werden ergänzt durch Beiträge aus Soziologie, Philologie, Literaturwissenschaft, Museologie und Genetik. Darüber hinaus soll auch die Frage behandelt werden: Wie verändert sich der Blick auf unsere eigene Kultur durch Zuwanderung?
Programm
20. April 2016, 18:15–20:00
A Massive Loss of Habitat: Re-positioning the Migrant and Refugee
Saskia Sassen – Department of Sociology, Columbia University, New York, USA
27. April 2016, 18:15–20:00
Exil als Migration? Aktuelle Perspektiven auf Flucht und Vertreibung 1933-45 und die Folgen
Doerte Bischoff – Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur, Universität Hamburg
04. Mai 2016, 18:15–20:00
Bewanderte Menschen in globaler Perspektive: Massenmigration und Kriegsflüchtlinge vom 19. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre
Dirk Hoerder – Institut für Geschichtswissenschaft, Universität Bremen
11. Mai 2016, 18:15–20:00
Überlagerungen. Zu Migration und Museum
Joachim Baur – Die Exponauten-Ausstellungen et cetera, Berlin
12. Mai 2016, 18:15–20:00
The Politics of Migrant Death at the Arizona-Mexican Border
Jason de León – Department of Anthropology, University of Michigan, Ann Arbor, USA
18. Mai 2016, 18:15–20:00
Migrationen von Ost nach West. Die Archäologie von Wanderungsbewegungen im 3. Jahrtausend v. Chr.
Elke Kaiser – Institut für Prähistorische Archäologie, Freie Universität Berlin
25. Mai 2016, 18:15–20:00
Bauern mit Migrationshintergrund. Wanderungen und Kulturtransfer in Europa zwischen 6500 und 3500 v. Chr.
Wolfram Schier – Institut für Prähistorische Archäologie, Freie Universität Berlin
01. Juni 2016, 18:15–20:00
Die genetische Herkunft der Europäer: Migration in der Vorgeschichte
Johannes Krause – Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, Jena
08. Juni 2016, 18:15–20:00
Migrationen in der griechischen Antike. Diskurse – Recherchen – Perspektiven
Hans-Joachim Gehrke – Seminar für Alte Geschichte, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
15. Juni 2016, 18:15–20:00
Vandalen in Nordafrika – Die Völkerwanderung aus archäologischer Perspektive
Philipp von Rummel – DAI Zentrale Berlin, Deutsches Archäologisches Institut
22. Juni 2016, 18:15–20:00
Diaspora and the Jewish Diasporas
Daniel Boyarin – Department of History, University of California, Berkeley, USA
29. Juni 2016, 18:15–20:00
Sachsen und Franken, Männer aus Lothringen und Flandern – Westliche Zuwanderer im hochmittelalterlichen Landesausbau Ostmitteleuropas
Matthias Hardt – Geisteswissenschaftliche Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas, Universität Leipzig
06. Juli 2016, 18:15–20:00
Identität durch Mobilität? Wikinger in Großbritannien
Kerstin P. Hofmann – Institut für Prähistorische Archäologie, Freie Universität Berlin
13. Juli 2016, 18:15–20:00
Kann die spätantike 'Völkerwanderung' etwas zum besseren Verständnis unserer Gegenwart beitragen?
Stefan Esders – Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin
27. Juli 2016, 18:15–20:00
Rückwärtsgewandte Prophezeiungen. Wie Historiker des 19. und frühen 20. Jahrhunderts Migrationsgeschichte erzählten
Felix Wiedemann – Institut für Altorientalistik, Freie Universität Berlin