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Fight or Flight: The archaeology of space, mobility, and violence

Angesichts von Pandemien, Kriegen, Klimawandel und zunehmender gesellschaftlicher Radikalisierung gibt es innerhalb und außerhalb der Wissenschaft wieder eine verstärkte Hinwendung zum Thema (gewaltsame) Konflikte, ihren sozialen Implikationen und Verflechtungen. Archäologische Forschung ist von dieser Diskussion nicht ausgenommen. Obwohl es den Anschein hat, dass archäologische Beispiele in der Vergangenheit so interpretiert wurden, um lineare historische Narrative zu schaffen – sei es einer "friedlichen Urgeschichte" oder "massiven vorstaatlichen Gewalt" – ist die Angelegenheit komplexer und erfordert eine nuancierte Betrachtung.

Ziel des Projekts war es, eine dreitägige Konferenz zu veranstalten mit dem Schwerpunkt auf dem Zusammenspiel von Gewalt, Raum und Mobilität. Die Tagung fand vom 24.-26. April statt. In ihrem Verlauf wurden folgende Fragen beleuchtet: Wie haben Menschen Konflikte vermieden und welche Rolle spielten Raum und Mobilität, wenn es um Gewalt oder deren Abwesenheit ging? Kann das räumliche Ausweichen als eine Resilienzstrategie vergangener Gesellschaften betrachtet werden? Kann die These noch aufrechterhalten werden, wonach prähistorische Gemeinschaften mit wildbeuterischer Subsistenz aufgrund ihrer mobilen Lebensweise und geringer Bevölkerungsdichte friedlich koexistierten, indem sie Konflikten buchstäblich aus dem Weg gehen konnten? Welche archäologischen Belege gibt es für Gewalt, Krisenbewältigung, aber auch für Frieden, und wo besteht Potenzial für Fehlinterpretationen bei deren Untersuchung?

Neben der archäologischen Perspektive nahmen auch Expert:innen an der Veranstaltung teil, die solche Phänomene für moderne Gesellschaften untersuchen oder mit Menschen arbeiten, die von Konflikten und Vertreibung betroffen sind. Ihr Fazit lautete, dass alle Seiten von einem inter- und transdisziplinären Austausch über dieses komplexe und gesellschaftspolitische Thema profitieren und gemeinsam dazu beitragen können, große historische Narrative kritisch zu hinterfragen und zu relativieren. 

Portraits

Ilia Heit

Ilia Heit
Bildquelle: privat

Dr. Ilia Heit hat Vor- und Frühgeschichte, Geologie und Slavistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert. Danach promovierte er über Bau- und Wohnpraktiken der frühen Dorfgesellschaften in Zentralasien an der Freien Universität Berlin und war Doktorand der BerGSAS im Promotionsprogramm "Landscape Archaeology and Architecture (LAA)". Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören frühbäuerliche Gemeinschaften in Zentralasien und Südkaukasus. Zurzeit ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Ab Januar 2024 wird Dr. Ilia Heit im Rahmen eines Thyssen-Stipendiums möglichen Krisensituationen und Siedlungsdynamiken im Südkaukasus und umliegenden Regionen in der Zeit um 5000 cal BCE nachgehen.

Dr. Jana Eger

Dr. Jana Eger
Bildquelle: privat

Dr. Jana Eger studierte Archäologie Westasiens mit einem Fokus auf die Anwendung von archäozoologischen und bioarchäologischen Methoden. Sie promovierte an der Freie Universität Berlin (FUB) im Rahmen der BerGSAS im Promotionsprogramm "Landscape Archaeology and Architecture (LAA)" zum Thema "Mensch-Tier-Verhältnisse in Monjukli Depe. Eine Analyse des sozialen Zusammenlebens in einer neolithisch-äneolithischen Siedlung in Turkmenistan" (erschienen 2022 im Sidestone Press Verlag). Während ihrer akademischen Laufbahn nahm sie an Feldprojekten in Iraki-Kurdistan, Russland, Iran, Turkmenistan und Deutschland teil. Im Juli 2023 wird sie eine Postdoc-Stelle in einem DFG-geförderten Projekt am Institut für Vorderasiatische Archäologie der FUB sowie am Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Christians-Albrechts-Universität zu Kiel antreten.

Dr. Vera Egbers

Dr. Vera Egbers
Bildquelle: privat

Dr. Vera Egbers ist eine auf Westasien spezialisierte Archäologin, die 2020 am Institut für Vorderasiatische Archäologie der Freien Universität Berlin promovierte. Dr. Vera Egbers war in dieser Zeit Doktorandin der BerGSAS und des Exzellenzclusters Topoiim Promotionsprogramm "Landscape Archaeology and Architecture" (LAA). Sie studierte in Berlin, Istanbul und Paris, und nahm an verschiedenen Feldprojekten in der Türkei, Turkmenistan, Iraki-Kurdistan und Brandenburg teil. Während ihrer Promotion war sie Fellow am Department of Anthropology der Harvard University und in der Folge am Research Center for Anatolian Studies (ANAMED) der Koç University in Istanbul. In ihrer Dissertation untersuchte Dr. Vera Egberts mittels des sogenannten Thirdspace die Beziehung Neuassyriens und Urartus (1. Jt. v.u.Z., erschienen 2023 bei Sidestone Press). 2021 wurde Dr. Vera Egberts mit dem renommierten Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) ausgezeichnet. Seit Januar 2020 ist sie Postdoktorandin am DFG-Graduiertenkolleg 1913 der BTU Cottbus-Senftenberg, wo sie zur republikzeitlichen Türkei forscht.