Wissenschaftsgeschichte: Die Schule für Ägyptologie in Kairo
Von 1869-1874 leitete der Berliner Ägyptologe Heinrich Brugsch die École d'Égyptologie in Kairo. Diese Schule stellte den Versuch dar, Ägypter verstärkt an den ägyptischen Denkmälern und ihrer Geschichte teilhaben zu lassen und zwischen den Kulturen (einerseits Europa, andererseits Ägypten bzw. Osmanisches Reich) zu vermitteln. Brugsch beabsichtigte, mit dieser Schule die Ausbildung von Ägyptern zu Ägyptologen zu fördern. Dies geschah zu einer Zeit, als Ägypter von der wissenschaftlichen Erforschung ihrer eigenen pharaonischen Vergangenheit, d.h. von der Ägyptologie, ausgeschlossen waren. Aus noch genauer zu bestimmenden Gründen, u.a. wegen der Intervention anderer europäischer Ägyptologen, scheiterte die Schule nach wenigen Jahren.
Im Projekt wurden Dokumente zu dieser Schule gesammelt und erforscht, um sie innerhalb der Wissenschaftsgeschichte der (Berliner) Ägyptologie besser verorten zu können. Ziel war die Anfertigung einer Dokumentation zur Kairener Schule für Ägyptologie.
Zu diesem Zweck war zunächst eine Sichtung eventueller im Ägyptischen Nationalarchiv in Kairo vorhandener Unterlagen notwendig. Dass Unterlagen existieren, war sicher, wie viele, allerdings nicht. Daniele Salvoldi, der auf Archivforschungen spezialisiert ist, hat daher erste Erkundung und Erhebung des vorhandenen Materials vorgenommen.
Die Recherche im Ägyptischen Nationalarchiv konnte Dokumente der von Brugsch geleiteten Schule für Ägyptologie identifizieren. Sie betreffen den Aufbau, das Curriculum, Studenten, Architektur und Lehrmaterialien der Schule für Ägyptologie. Damit liegen erste Aussagen zur Ausstattung und zur Intention und Aktivitäten der Einrichtung vor. Alle Dokumente sind in ägyptischem (nicht klassischem) Arabisch geschrieben, teilweise in schlechter Grammatik und schlechter Handschrift.